Artikulationsstörung/ Phonologische Störung

Artikulationsstörung/ Phonologische Störung

Logopäden sprechen von einer Dyslalie oder einer Artikulationsstörung, wenn Kinder einzelne oder mehrere Laute durch einen anderen Laut ersetzen, einen Laut fehlbilden oder auslassen. Die Laute /r/,  /k/, /ch/, /sch/ und /s/ sind für viele Kinder schwer zu lernen. Sie sind häufig Gegenstand einer logopädischen Behandlung im Kindesalter.

Bei einer phonologischen Störung „vereinfachen“ Kinder die Sprache. So gibt es zahlreiche phonologische Prozesse, die zum gesunden Spracherwerb gehören, jedoch bis zu einem bestimmten Alter überwunden sein sollten. Wenn diese Vereinfachungen persistieren, besteht eindeutiger Therapiebedarf.

Wenige Beispiele für phonologische Prozesse sind: Das Kind lässt konstant den ersten oder letzen Laut eines Wortes oder alle unbetonten Silben weg und macht z. B. aus der Ba-nane die „nane“.

Teilweise kann die Artikulation bzw. die Phonologie des Kindes so sehr verändert sein, dass das Kind für Außenstehende aber auch für Familienmitglieder absolut unverständlich spricht.

 

Lese – Rechtschreibstörung

Lese – Rechtschreibstörung

 

„Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großen Maß von der Einbildungskraft derer ab, die gerade lesen lernen“ (Astrid Lindgren)

 

Verbunden mit der Einschulung im sechsten Lebensjahr sind unsere Kinder normalerweise reif für den Schriftspracherwerb. Dabei gilt das Lernen des Lesens und des Schreibens als „i-Tüpfelchen“ der Sprachentwicklung. Trotzdem genügen für 5-10% der Kinder die schulischen Angebote nicht aus, sie benötigen externe Unterstützung, um den Schriftspracherwerb zu bewältigen.

Wie zeigt sich die Lese- Rechtschreibstörung im Schulalltag des Kindes?

Beim Schreiben zeigen sich folgende Schwierigkeiten:

  • Kinder schreiben oftmals nur „Worthülsen“.
  • Buchstaben werden vertauscht, ausgelassen oder ersetzt.
  • In einem Text schreiben Kinder z. B. ein Wort auf unterschiedliche Weise falsch.
  • Oft können sie ihr Geschriebenes selbst nicht mehr lesen.
  • Die Fehler häufen sich besonders am Ende eines Diktates

Beim Lesen zeigen sich folgende Schwierigkeiten:

  • Die Kinder Schaffen die Synthese (das „Zusammenziehen“ der Buchstaben) nicht und lesen somit ausschließlich „buchstabierend“.
  • Buchstaben oder Wörter werden vertauscht, ausgelassen oder ersetzt.
  • Sie „verrutschen“ in der Zeile.
  • Das Lesen ist langsamer und es fällt den Kindern schwer, den Sinn des Gelesenen zu entnehmen.

Die Lese- Rechtschreibstörung kann eine Folge der Sprachentwicklungsstörung sein. Denn bis zu 80% der Kinder mit Legasthenie zeigten im Kindesalter eine Sprachentwicklungsstörung (Quelle: Warnke, A. „Legasthenie“). Somit ist es von großer Bedeutung, den Schriftspracherwerb bei Vorschulkindern mit einer Sprachentwicklungsstörung aber auch bei Kindern mit einer phonologischen Störung, intensiv vorzubereiten. Auch in den ersten Schuljahren sollte ihnen logopädische Unterstützung gewährt werden, um den Kindern den Einstieg in den Schriftspracherweb zu erleichtern und sie Leseerfolge spüren können. Dann kann sich den Kindern die Welt der Bücher erschließen! Wortschatz, Grammatik, Weltwissen, der sprachliche Ausdruck Ihres Kindes und seine Phantasie können wachsen und gedeihen! Die unglaubliche Bedeutsamkeit des Lesens hat aus meiner Sicht Astrid Lindgren sehr schön zusammengefasst:

„Eine Kindheit ohne Bücher wäre keine Kindheit. Es wäre, als ob man aus dem verzauberten Land ausgesperrt wäre, aus dem man sich die seltsamste aller Freuden holen könnte.“

Mein Kind kann nicht lesen – was tun?

Häufig fällt den Lehrer*innen bereits in der ersten Klasse noch vor Weihnachten auf, wenn ein Kind Probleme mit dem Schriftspracherwerb hat. Wenn Sie oder die Lehrer*in die oben beschriebenen Symptome bei Ihrem Kind erkennen, ist es wichtig, umgehend Kontakt zu einer Fachperson aufzunehmen, so dass Ihr Kind unmittelbar therapeutische Unterstützung bekommt, um so möglichst den Anschluss an das Lerntempo der Klasse zu halten. Warten Sie bitte auf keinen Fall ab und lassen Sie sich nicht von wohlgeleinten Ratschlägen beruhigen! 

 

 

Verbale Entwicklungsdyspraxie

Verbale Entwicklungsdyspraxie

Was ist eine Verbale Entwicklungsdyspraxie?

Kinder mit einer Verbalen Entwicklungsdyspraxie haben Schwierigkeiten, die Artikulations- bewegungen für einzelne Laut wie z. B. /p/, /k/, /m/ sowie für Lautverbindungen /schl/, /kr/ und Silben /schu/, /ni/ zu planen. Ihre Lippen, ihre Zunge und ihr Kiefer wissen quasi nicht, was sie beim Sprechen tun sollen. Somit kommt es zu sogenannten „Lautentstellungen“, welche häufig variieren.  Dies bedeutet, wenn z. B. ein Kind mit einer Verbalen Entwicklungsdyspraxie den Begriff „Kindergarten“ dreimal wiederholen soll, kann es zu drei unterschiedlichen Varianten kommen. Die fein abgestimmten Bewegungen des Sprechens, welche dem gesunden Sprecher mühelos von den Lippen gehen, sind für Kinder mit einer Verbalen Entwicklungsdyspraxie mit größten Anstrengungen verbunden. Die Kinder zeigen oftmals Suchbewegungen von Lippen und Zunge. Ihr Sprechen ist verlangsamt und klingt abgehackt.

Bei schweren Sprechapraxien werden die Kinder von ihren Gesprächspartnern nicht verstanden. Diese Kombination aus nicht verstanden werden und die genannte Sprech- und Sprachanstrengung erzeugt beim Kind einen großen Leidensdruck.

Ziel der logopädischen Behandlung bei Kindern mit Verbaler Entwicklungsdyspraxie ist das Einschleifen der Artikulationsbewegungen und das Erarbeiten eines Wortschatzes, welcher für das Kind im Alltag relevant ist.